4 Wege, Japanischen Whisky zu trinken

In einem früheren Artikel (Geschichte des japanischen Whisky) haben wir Ihnen bereits die spannende Geschichte dargelegt, die hinter den japanischen Whisky-Brennern steckt. Heute geben wir Ihnen, wie versprochen, einen Leitfaden dazu, wie der japanische Whisky getrunken wird. Dabei gibt es vor allem vier Wege, auf denen die Japaner ihren Whisky am liebsten trinken. Einerseits haben die Japaner ihre ganz eigene Trinkkultur, die sie auch am Whisky ausleben, andererseits haben sie mit Kreativität und Experimentierfreude die Trinkweisen des Scotch Whisky an ihre Kultur angepasst.

Doch zunächst ist die Bandbreite an japanischem Whisky anzumerken. In Japan gibt es nicht mal ein ganzes Dutzend an Brennereien und dennoch findet man hier die verschiedensten Whiskys. Wie das möglich ist? Die Japaner sind höchst experimentierfreudig und haben in ihren Brennerein meistens eine Ansammlung verschiedenartiger Destillationsblasen in unterschiedlichen Formen und Größen. Auch benutzen sie die unterschiedlichsten Getreide-Produkte, um Whisky zu erhalten, und benutzen Fässer aus aller Welt. Aber auch Fässer aus der heimischen japanischen Eiche werden benutzt.

Und dann wollen wir Ihnen auch erst noch eine Auswahl an japanischem Whisky zu Herzen legen, die in Deutschland erhältlich sind. Was den Preis betrifft, wird es hier schon etwas teurer als bei einem klassischen Scotch Whisky oder Bourbon. Aber es ist nun mal auch etwas besonderes, und kein Glenfiddich, den die ganze Welt trinkt und im Schrank hat. Wer den Whisky des Hauses Suntory kosten möchte, der ist gut ausgestattet mit dem Suntory Yamazaki Distiller’s Reserve. Ein Single Malt aus der ersten japanischen Whisky-Brennerei Yamazaki, verzichtet er bewusst auf eine Altersangabe. Qualität ist dennoch garantiert. Eine Alternative dazu ist der Nikka Coffey Grain für diejenigen, die einen Whisky aus dem Hause Nikka probieren möchte, das von dem ersten japanischen Whisky-Brenner gegründet wurde, um seiner Kunst freien Lauf zu lassen. Der Whisky trägt den Namen von Aeneas Coffey, einem Pionier des Blended Whisky, denn er entstammt einem der beiden Coffey Stills der Miyagikyo Brennerei. Es ist ein seltener Single Grain Whisky; das heißt, er wurde aus ungemälzter Gerste gewonnen und entspringt einer einzelnen Brennerei. Der Nikka Coffey wird hauptsächlich aus Mais hergestellt.

1. Whisky mit Wasser: Mizuwari und Oyuwari

Ähnlich dem japanischem Shōchū, wird Whisky in Japan gerne in Mischung mit Wasser getrunken. Man verwendet dabei weiches, mineral-armes Wasser und das Mischverhältnis von Whisky zu Wasser darf zwischen 1:1 und 1:5 variieren. Dies erscheint natürlich jedem Freund schottischen Whiskys als höchst unübliches Verhältnis – selbst den Whiskyfreunden, die gerne etwas Wasser oder Eis in ihrem Whisky haben. Doch es ist für die Japaner überhaupt nichts Ungewöhnliches und so genießen sie selber ihren Whisky schon seit Jahrzehnten. Die Japaner sind sich zuversichtlich, dass man dadurch ein leichteres Getränk erhält, das dennoch den einzigartigen Geschmack des Whiskys und all seine Noten beibehält.

Man unterscheidet dabei klassisch zwischen Oyuwari und Mizuwari. Mizuwari ist dabei die bekanntere und beliebtere Variante: hier wird kaltes Wasser benutzt, womit der Mizuwari vor allem im feuchtwarmen Sommer der japanischen Inseln genossen wird. Der Oyuwari hingegen benutzt heißes Wasser und eignet sich somit eher für kalte Wintertage in geselliger Runde. Man soll das Wasser dabei zum Kochen bringen, bevor man es mit dem Whisky mischt. Das Verhältnis darf man bei beiden Varianten nach eigenem Geschmack und Gefühl anpassen.

2. Japanischer Whisky als Highball

Meistens bestellen die Japaner ihren Whisky als „Highball“. Dies ist ein alter Begriff, der schon Ende des 19. Jahrhunderts benutzt wurde, vor allem für das Mischgetränk, das man aus Scotch Whisky und Sprudelwasser erhält. Die Japaner folgten hier einerseits ihrem Vorbild und andererseits blieben sie sich auch selber treu. Denn in Japan ist es Tradition, Alkohol in Verbindung mit der Mahlzeit zu trinken. Dafür eignet es sich natürlich, den Whisky etwas aufzulockern, um den Whisky länger genießen zu können. Daher passte der Highball perfekt für die japanische Kultur.

Ähnlich dem Mizuwari und Oyuwari wird hier der Whisky mit viel Wasser genossen – doch der Unterschied ist hier, dass man Sprudelwasser verwendet. Man kann hierbei natürliches Mineralwasser oder auch künstlich erzeugtes Sodawasser verwenden. Hauptsache, es bilden sich reichlich Bläschen im Getränk und es sprudelt. Der Highball verspricht, ein ganz eigenes Geschmackserlebnis zu liefern.

3. Guter Whisky: Straight

Doch die Japaner schätzen auch die populären Trinkweisen, die sich mittlerweile für guten Scotch Whisky etabliert haben. Deswegen wird guter Whisky in Japan oft auch „Straight“ getrunken, also so, wie er eben aus der Flasche kommt. In Raumtemperatur, ohne Eis und Wasser, soll man den Whisky trinken, um seine Aromen in voller Stärke zu genießen. So, wie es wahre Whiskyfreunde eben tun. Lediglich einige Tropfen weichen Wassers dürfen hinzugegeben werden, was sich vor allem eignet bei Whisky mit Alkoholgehalt von mehr als 50% und für Neulinge der Whisky-Welt.

Die Japaner selbst raten dabei außerdem dazu, etwas kaltes Sprudelwasser nebenbei zu trinken, um den Gaumen vom aggressiven Geschmack des Alkohols zu reinigen. Dadurch kann man den Whisky mit jedem Schluck aufs Neue genießen.

4. Klassiker: On the Rocks

Und auch den Klassiker wissen die Japaner zu schätzen: Whisky on the Rocks. Doch die Japaner haben es zu ihrer ganz eigenen Kunst gemacht, in der sie ihre eigene Kreativität einspielen lassen. So kann man in japanischen Bars des öfteren eine Sonderform bestellen, die sich Ice Ball nennt. Dabei wird anstelle von gewöhnlichen Eiswürfeln ein einzelner Ball aus Eis benutzt, der an die Größe des Glases angepasst wird. Das hat nicht nur einen ästhetischen Nutzen, sondern es ist auch praktisch: eine große Kugel aus Eis hat einen stärkeren Kühlungseffekt im Glas. In Japan gibt es Barmixer, die die Kunst gemeistert haben, solche Kugeln aus Eis selber zu schneiden, doch hierzulande wird man sich mit weniger eindrucksvollen Methoden zufrieden geben müssen. Dafür gibt es von verschiedenen Marken spezielle Passformen, um sich einen eigenen Ice Ball in der Tiefkühltruhe herzustellen. Wir empfehlen den Ice Ball Mound von Umigal.

Doch auch mit gewöhnlichen Eiswürfeln lässt sich der japanische Whisky bestens genießen. Manche japanische Whiskyfreunde lieben es, zu beobachten, wie das Eis langsam im Whisky schmilzt und die Konsistenz und Farbe der Flüssigkeit eine zarte Verwandlung durchleben.

Wie man wieder sieht, kann man froh sein, dass sich die Japaner der Whiskywelt anschlossen. Nicht nur bereichern sie die Auswahl an verschiedenen Whiskys und setzen immer wieder weltweit neue Standards für Whisky, sondern sie haben auch ihre ganz eigenen Wege, Whisky zu trinken. Im Austausch mit anderen Kulturen kann man eben viel lernen.

Der Beitrag 4 Wege, Japanischen Whisky zu trinken erschien zuerst auf Whiskyblog.